Nach zwei Alt-Transkriptionen ist es jetzt mal an der Zeit der Tenorfraktion etwas zu bieten und wer wäre besser für einen Auftakt geeignet als Sonny Rollins - eine lebende Legende.
Einer der größten und einflussreichsten Tenoristen im Jazz, und für mich in gewisser Weise das Bindeglied zwischen der für uns weit entfernten Zeit der 40er Jahre und unserer heutigen Welt. Die riesige Lücke, die zwischen diesen Welten klafft, wird mit einem Blick auf Sonny Rollins ganz klein, wenn man nachmittags frühe Aufnahmen hört, auf denen er neben Parker spielt und ihn im Anschluss abends live hört oder einfach ein Bild im Internet findet auf dem er neben Barack Obama steht.
Ich hatte erst kürzlich eine nette Unterhaltung mit einem befreundeten Saxophonisten, der meinte, dass er in letzer Zeit versucht habe sich intensiver mit Rollins zu beschäftigen, was ihm aber nicht so leicht falle. Ich kann diese Aussage gut nachvollziehen und glaube zu wissen was er damit meinte:
Einerseits spielt Rollins mit sehr kraftvollem Ton, der mitunter auch recht aggressiv wirken kann. Andererseits sind einige Aufnahmen dem geneigten Straight-Ahead-Zuhörer aufgrund des sehr persönlichen Stils nicht so leicht zugänglich wie andere. So bin ich beispielsweise mit Platten wie "Global Warming" oder "After the Bridge" noch nicht so richtig warm geworden. Aber das kommt sicherlich noch mit zunehmender musikalischer Reife. Andere, wie "The Bridge", "Saxophon Colossus" oder modernere, wie "Sonny Rollins +3" und "Dancing in the Dark" nerven erfreuen meine Nachbarn auch jetzt schon in einer gewissen Regelmäßigkeit.
Zu meinen absoluten Lieblingsplatten gehört allerdings "Sonny Rollins with the Modern Jazz Quartet", die 1951 bzw '53 in New York aufgenommen wurde. Diese CD war eine meiner ersten Jazz-CDs. Sonnys Spiel fasziniert mich heute wie damals und deshalb stammt von dieser CD auch die Aufnahme um die es sich jetzt dreht.
On a Slow Boat to China von Frank Loesser ist eine meiner liebsten Nummern. Ob es an der Melodie, den Harmonien oder an der Tatsache, dass ich in der Vergangenheit auch gern mal das ein oder andere Mädchen mit auf eine lange Bootsfahrt nach China mitgenommen hätte, um dort in inniger Zweisamkeit ihr steinernes Herz zum Schmelzen zu bringen (Ja, ich kenne den Text) liegt, weiß ich nicht. Womöglich ist es die Kombination aus allen Aspekten, die mich schließlich auch vor ein paar Jahren dazu bewegte Sonny Rollins' Solo zu transkribieren.
Die Aufnahme swingt einfach unglaublich und zur Interpretation des Themas und zur Improvisation gibt es nicht viel zu sagen: Einfach perfekt!
Lang lebe Sonny Rollins!
Die Oben erwähnten Alben sind alle ihr Geld wert und sollten unbedingt in jeder Sammlung vorhanden sein. Die Aufnahme von On a Slow Boat to China als mp3 findet ihr beispielsweise Hier!
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